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Veranstaltung

"Ja, wir schaffen das!"

Veröffentlicht: 30.04.2016
Autor: Markus Scheliga

Wolfgang Leskau mit allen Ehren im Ruhestand - "Fußstapfen gigantisch"

Ein neuer Unimog wurde in Dienst gestellt, ein Boot getauft, die Wachsaison 2016 eröffnet. Und trotzdem waren 200 Anwesende seinetwegen gekommen: Wolfgang Leskau, der ehemalige Bezirksvorsitzende und Bezirksleiter, wurde in den Ruhestand entlassen. Ein Mann mit Ecken und Kanten.

Wer da eigentlich verabschiedet wird, wurde schnell deutlich, wenn man sich im eigens aufgebauten Gästezelt umschaute: Malteser, DRK, THW, Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei und Wasserschutzpolizei, alle sechs DLRG-Ortsgruppen, Vertreter vom DLRG-Landes- und -Bundesverband, Landrat Michael Roesberg sowie Landrat a.D. Gunter Armonat, Stadtrat Karsten Behr, Mitglieder des Kreistags, die Landtagsabgeordneten Kai Seefried sowie Helmut Dammann-Tamke und natürlich Oliver Grundmann in seiner Funktion als stellvertretender Bürgermeister und Mitglied des Bundestages. Sie alle waren gekommen. Dass Grundmann als Bundestagsabgeordneter zum Tag dieser Feierlichkeiten knapp 30 Einladungen erhielt, sich jedoch für die Verabschiedung Leskaus bei der DLRG entschied, zeigt, welchen Namen sich Wolfgang Leskau im Laufe der Jahrzehnte weit über die Stader Bezirksgrenzen hinaus gemacht hat.  

Der stellvertretende Bezirksleiter Rainer Bohmbach betonte folglich das einzigartige Miteinander der Stader Rettungsorganisationen, was letztlich auch ein Verdienst Leskaus sei. Hans-Jürgen Müller, Ehrenpräsident des Landesverbandes, verwies auf die Bedeutung des Ehrenamtes und mit welcher Selbstverständlichkeit der Kamerad Leskau dieses über Jahrzehnte stets wahrgenommen habe. Insbesondere im Bereich des Katastrophenschutzes sei dessen Einfluss auf das niedersächsische Innenministerium wertvoll gewesen und demnach habe der Katastrophenschutz unter Leskau einen „substanziellen Schub“ gemacht. Dabei sei Wolfgang Leskau kritisch und konstruktiv sowie „gelegentlich emotional“ gewesen, was den Besuchern ein Schmunzeln abverlangte, wussten doch alle Anwesenden, mit welcher Beharrlichkeit der Verabschiedete bereit war, für die DLRG-Interessen einzutreten, um das Leben der Bürger immer wieder ein Stück sicherer zu machen. Nicht umsonst habe Leskau das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Oliver Grundmann (MdB, stellvertretender Bürgermeister) erinnerte sich mit einem schmunzelnden Blick auf das eher nasskalte Wetter, dass er sich in seiner politischen Funktion bei Begegnungen mit Wolfgang Leskau oft habe warm anziehen müssen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiede er einen „Daniel Düsentrieb der DLRG“, dessen Ideen den Katastrophenschutz vorangebracht haben, lobte aber auch die Hartnäckigkeit, mit welcher diese Ideen verfolgt wurden. Grundmann lud wie selbstverständlich das Ehepaar Leskau nach Berlin ein, denn dieses sei mit Herzblut und Energie zum Wohle der Allgemeinheit eingetreten.

Landrat Roesberg mutmaßte, Leskau sei niemals geboren, sondern von der DLRG gefunden worden. Diese Behauptung lässt sich allerdings nicht ganz halten, denn Leskau hat sich seit seinem elften Lebensjahr der DLRG verschrieben. „Big Boss der Wasserretter" oder „Mega Checker“ seien Bezeichnungen, welche die Jugend für den Geehrten gefunden habe, so Roesberg. Leskaus Motto sei stets gewesen: „Kein anderer wird für die DLRG kämpfen, also müssen wir das selber tun.“ Angesichts seiner Leistungen beim Elbe-Hochwasser und der Art, wie unter seiner Leitung die DLRG aufgerüstet habe, sei es ein Wunder, dass morgens mit der Sonne nicht gleichzeitig das DLRG-Logo aufgehe. So mutmaßt Roesberg scherzend weiter, dass die meisten Anwesenden ihr Kommen damit begründen, um sicherzustellen, dass ER (Leskau) auch wirklich geht; ein weiterer Beweis für die Beharrlichkeit, mit welcher die DLRG im Landkreis nach vorne gebracht wurde. Leskaus Name ist in Berlin und Bonn bekannt, so der amtierende Landrat.

Peter Winter überreichte Wolfgang Leskau im Namen der Hilfsorganisationen und der Feuerwehr einen selbstgefertigten Anker, welcher zukünftig als Gartenfackel fungieren wird. Unter der Leitung des Kameraden Leskau sei die Zusammenarbeit aller Rettungsorganisationen inzwischen bundesweit bekannt.

Torsten Heuer stellte für die DLRG-Bezirke Niedersachsens fest, dass Leskaus Ansprachen zum Katastrophenschutz legendär seien, dass aber aufgrund dessen Wolfgangs Name unterschiedliche Gefühle hervorrufe. „Er hat sich der Rettung von Menschen verschrieben“, so Leskaus Freund Heuer. Dass man auf die Stader Möglichkeiten und Einsatzfahrzeuge neidisch ist, sei letzten Endes Leskaus Verdienst.

Der Ehrengast selber bedankte sich, wie es für ihn typisch ist, in seiner Rede an allererster Stelle bei den vielen Helfern, welche die Feierlichkeiten für ihn organsiert haben. Er betonte mit einer gehörigen Portion Ironie seine „ruhige und diplomatische Art“, worauf im Publikum große Gelächter ausbrach; erinnerte sich aber auch an die Jahre, in denen ihm zum Schutz von Menschen viel abverlangt wurde, sei es 1976 bei der großen Sturmflut, bei der Oder-Flut, den Elbe-Hochwassern oder 2015 in der Flüchtlingshilfe gewesen. Er sei sich sicher, dass die zukünftige Zusammenarbeit der Rettungsorganisationen auch ohne ihn mit weniger Ehrenamtlichen und mehr technischem Gerät weiter so gut funktionieren werde, wie sie unter ihm gewachsen ist. So sei das zu taufende M-Boot quasi sein Abschiedsgeschenk. Dieses Boot ist leistungsstark und kann in Zukunft auf der Elbe zum Schleppen, aber auch bei Öl-Unfällen zum Umweltschutz beitragen, da aufgrund der starken Motorisierung Öl-Sperren errichtet werden können. So schloss Wolfgang Leskau mit dem aus anderem Mund bekannt gewordenem Satz: „Ja, wir schaffen das!“

Alle Redner erwiesen unisono Leskaus Ehefrau Sonja ihren Dank, denn ohne ihren Rückhalt sei es unmöglich gewesen, dass Leskau sich in diesem Umfang dem Katastrophenschutz widme. Nächtliche Einsätze, tagelange Abwesenheit und die stetige Bereitschaft sind hier nur zu meistern, wenn zu Hause jemand ist, der einem den Rücken frei hält, damit man sich dem Wohl der Allgemeinheit widmen kann. Daher kann der Einsatz von Sonja Leskau kaum genügend wertgeschätzt werden.

Quer durch die Riege der Redner wurde deutlich, dass mit dem Verabschiedeten hier jemand geht, der sich über Jahrzehnte dem Menschenwohl verschrieben hat. Wenn es zur Katastrophe kommt, ist uns oft nicht bewusst, dass dort gerade jemand ohne Bezahlung seine Freizeit opfert, dass irgendjemand für die Beschaffung der Gelder bei Verwaltung und Politik gekämpft, gestritten, argumentiert, bisweilen genervt hat, um ein Einsatzfahrzeug anzuschaffen, das unser Leben sicherer macht, mit dem unter Umständen Leben gerettet werden kann. Es  ist uns zu selten bewusst, dass diese Katastropheneinsätze von jemandem geplant und organisiert werden müssen, dass Stunden abgeleistet, Material bewegt, Helfer verpflegt, beherbergt und verteilt werden müssen. Und dass es einen geben muss, der in einer solchen Situation den Überblick behält, wenn alles durcheinander geht. Der die Richtung vorgibt, dem alle folgen, weil sie wissen, dass derjenige seinen Job, Menschen zu retten, beherrscht. Seit der großen Sturmflut 1976 kam es immer wieder zu Katastrophen, in denen nicht die Zauderer und Bedenkenträger, sondern die Macher gefragt waren. So ein Mann ist Wolfgang Leskau und daher sind, so einer der Festredner, seine Fußstapfen gigantisch.

Der Verfasser dieser Zeilen war bei der Sturmflut 1976 vier Jahre alt und wohnte in Stadersand auf dem Schwingedeich. Ich hatte keine Ahnung, warum meine Eltern so besorgt waren, vielleicht wegen der Sturmflut von 1962, deren Wasserstand man noch immer an den Wänden unseres alten Hauses ablesen konnte. Und ich hatte keine Ahnung davon, dass Wolfgang Leskau dort draußen bereitsteht, um uns und unser Haus zu beschützen, ohne Bezahlung, ohne Gegenleistung. Daher sei abschließend gesagt, was nach 40 Jahren vielleicht etwas spät kommt, aber doch so wichtig ist.

Danke, Wolfgang!

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